DIY: Das perfekte Anleinseil
Eigentlich gibt es alles, was wir für unsere Passion benötigen zu kaufen und Hilfe für bestimmte Probleme findet sich schnell beim Fachmann. Manchmal sind es aber gerade die kleinen, nützlichen Helfer oder eine weiter gedachte und gut gemachte Selbstentwicklung, die den Unterschied ausmachen und unsere Zeit am Wasser bereichern.
Außerdem gibt es Situationen, in denen wir nur auf uns selbst und auf unserer Kreativität angewiesen sind, insbesondere dann, wenn wir fern der Zivilisation und/ oder in einem fremden Land unterwegs sind. In der Rubrik DIY möchten wir genau diese Thematik aufgreifen und wir möchten euch zeigen, wie man sich mit gezielten Handgriffen und dem entsprechenden Wissen selbst helfen kann.
Hier zeigt Simon Reimann die Bauweise eines Anleinseiles. Die zwei hier publizierten Varianten sind perfekt für den Anleinvorgang über die Zunge des Welses geeignet und stehen somit in Anlehnung an seinen Artikel “Richtig anleinen“ in unserer Rubrik Fish-Care.
Qualität bedeutet Haltbarkeit
Beginnen wir zuerst mit dem Gesamtpaket der benötigten Bestandteile.
Wir brauchen ca. 16 m Seil. Wie immer ist auch hier die Haltbarkeit eine Frage der Qualität. Sehr gute und haltbare Seile finden wir z.B. im Zubehör für den Bergsport.
Die bekannten Alpinsport Marken, wie z.B. Mammut, Edelrid und Petzl, fertigen seit Jahrzehnten erprobte Produkte, die durch eine perfekte Dehnung, Flechtung und vor allem bestmögliche Abriebs Festigkeit glänzen, also auch perfekt für unseren Einsatzzweck. Den Durchmesser der „Repschnur“ wählen wir idealerweise in einer 6 mm Ausführung.
Auf Feinheiten achten
Teichschlauch bekommt ihr in jedem gut sortierten Baumarkt. Den Durchmesser wählen wir in diesem Fall zwischen 6– und 8 mm. Der Vorteil der 6 mm ist der geringe Durchmesser, denn um so feiner das Material gehalten wird, desto angenehmer ist es für den Fisch. Die Variante 8 mm hat den großen Vorteil, dass ein wenig Luft zwischen PVC und Seil zirkulieren kann und das fördert das Trocknen des Seils nach der Verwendung.
Als Länge haben sich in der Vergangenheit Maße um die 70-75 cm als Universalmaß für die Schlaufen herauskristallisiert. Ich bevorzuge geschmeidigere Versionen der Gummis, die meist in der Farbe klar/durchsichtig erhältlich ist, denn das flexiblere Material vom Schlauch passt sich beim späteren Anleinprozess besser an die gewünschte Form um die Zunge an.
Außerdem benötigen wir noch Schrumpfschlauch mit einem entsprechenden Durchmesser. Seine Aufgabe ist es nicht nur die Knoten und die Naht zu schützen, sondern er erzeugt auch eine möglichst glatte Oberfläche und dadurch erhalten wir einen zusätzlichen Schutz.
Für die erste, hier vorgestellte Variante benötigen wir den Durchmesser 2,5 cm, um die Naht sowie den Übergang vom Schlauch auf das Seil zu überziehen. Bei der zweiten Version brauchen wir zusätzlich Schrumpfschlauch mit einem Durchmesser von 4 cm für den Knoten sowie 2 cm für den Seilabschluss.
Da unser Seil ja im nassen Element seine Verwendung findet, ist es der Optimalfall, wenn wir Schrumpflauch verwenden, der an der Innenseite mit auf Hitze reagierendem Leim beschichtet ist. Dieser Schlauch verbindet sich dadurch perfekt mit den anderen Materialien und verhindert ein Verrutschen auch bei regelmäßigem Gebrauch im Wasser.
Das perfekte Finish
Nun einen kleinen Bohrer, ich persönlich wähle mir hier den Durchmesser für die spätere Lochung in 2,4 mm aber das bleibt jedem selbst überlassen.
Eine geflochtene Angelschnur in der Stärke von 0,40 bis 0,50 mm dient uns als
Nähfaden und wir können hier gut auf Reste unserer Hauptschnüre zurückgreifen. Diese sind deutlich haltbarer als die ursprünglich verwendeten Baumwollfabrikate und gewisse Überbestände müssten sich bei jedem Wallerangler finden lassen.
Mit Nadel und Faden
Die Nadeln wählen wir entsprechend auf unsere Schnurstärke angepasst. Geeignete Nähnadeln sind Modell, die zum Vernähen von Leder werdet werden. Alternativ findet man geeignetes Nähwerkzeug im Segel- und Bootsbedarf. Die Nadel muss stabil und kräftig sein, da enorme Kräfte auf sie einwirken und ein Brechen kann zu unschönen Verletzungen führen.
Zu guter Letzt empfiehlt sich die Verwendung einer kleinen Zange. Wie eben erwähnt wird gerade zum Schluss der Nähaktion das Durchstechen und Herausziehen zum Kraftakt. Mit einer kleinen Flachzange aus dem Baumarkt oder Bastelbereich geht das Ganze aber flott und recht einfach von der Hand.
Materialliste
- ca. 16 m Kletterseil
- Teichschlauch 6- 8 mm
- Schrumpfschlauch 2,5 cm/ 4 cm / 2 cm
- Kleiner Bohrer 2,4 mm
- Geflochtene Angelschnur 0,40- 0,50 mm
- Stabile Nadel
- Flachzange
Variante 1-Seperate Mundschlaufe mit Zusatzseil
Schritt 1:
Zunächst bohren wir Trockenlöcher in den Teichschlauch. Ich persönlich setze die Löcher nur einseitig und in einem Abstand von ca. 5 cm. Zu viele Löcher machen die Schlaufe später unangenehm für den Waller.
Schritt 2:
Als Nächstes benötigen wir ca. einen Meter unseres Seils, daraus entsteht das Mundstück. Achtet darauf, dass ihr die Enden in zugespitzter Form zuschneidet und diese leicht anschmelzt, um ein Auffasern zu verhindern. Diese schräge Form lässt sich ideal als Ansatzpunkt für die Schlaufe nutzen. Wir legen uns nun eine Schlaufe und durchstechen diese an ihrem letzten Auflagepunkt.
Danach vernähen wir die Schlaufe von hinten nach vorne. Dabei bleiben wir auf einer Seite und stechen nicht ganz mittig ein. So arbeiten wir uns nach vorne zur Schlaufe und definieren natürlich damit auch ihre spätere Größe. Die Naht sollte ca. 4 cm sein, um genügend Auflagefläche für eine optimale Tragkraft zu bieten. Um das Ganze abzuschließen, setzen wir mehrere Stiche an einem Punkt.
Schritt 3:
Wir umrunden mit der Schnur einmal die Schlaufe und durchstechen die Seile nun mittig. Man sollte die ganzen Stiche gut anziehen, um eine gewisse Kompression auf die Naht zu bringen, das erhöht die Stabilität.
Schritt 4:
Wir drehen das Ganze und beginnen damit, die zweite Seite zurück zu nähen. Wiederum vernähen wir dazu den Anschluss mit mehreren Stichen auf einem Punkt und arbeiten uns dann zurück.
Schritt 5:
Sind wir wieder beim Ausgangspunkt angelangt, sichern wir die beiden Enden der Angelschnur durch zwei übereinanderliegende Haushaltsknoten und wiederholen den Nähvorgang noch einmal.
Bei diesen letzten Arbeitsgängen ist so viel Druck auf dem Material, dass wir die Nadel nur unter Zuhilfenahme einer Auflage durchdrücken können und auch auf die Zange können wir hier nicht mehr verzichten.
Schritt 6:
Für die nächste Etappe benötigen ein Stück geflochtene Schnur, das dreimal so lang ist, wie der Schlauch. Diese ziehen wir mit der Nadel mittig durch das Seilende. Nun fädeln wir die zwei Schnurstücke durch den Schlauch. So können wir das Seil ganz einfach in den Schlauch hineinziehen.
Schritt 7:
Das Ende des Schlauches wird nun erhitzt und so können wir diesen über die Naht ziehen.
Schritt 8:
Nun legen wir uns am anderen Ende wieder die Schlaufe. Der Abschluss von Schlaufe zwei sollte direkt am Schlauchbezug anliegen.
Schritt 9:
Die zweite Schlaufe wird analog zur ersten vernäht und anschließend wird der Schlauch erneut erhitzt, um ihn über die Naht zu ziehen.
Schritt 10:
Jetzt werden die Stücke Schrumpfschlauch aufgeschoben. Diese können ruhig großzügig bemessen sein. Das Erhitzen erfolgt mit Heißluft oder Wasserdampf.
In der Praxis:
Das Mundstück wird nach dem Einsetzen ins Wallermaul durch die zwei Endschlaufen gesichert. Wir führen also das Seil durch beide Schlaufen und verknoten dieses. Ich verwende den doppelten, gesteckten Achter- oder einen Galgenknoten.
Variante 2-Mundschlaufe mit Hälterseil an einem Stück
Für dieses Model lassen wir das Seil an einem Stück, ohne eine separate Mundschlaufe abzutrennen. Wir setzen hier an dem Punkt ein, wo die erste Schlaufe vernäht ist und wir bereits den Schlauch über diese gezogen haben.
Für einen einfacheren Arbeitsablauf ist es von Vorteil, den Schlauch schon vor dem Nähen auf die Seite des Seils zu ziehen wo er später seine Verwendung findet. Ansonsten könnt ihr euch die Arbeitsschritte von Version eins ableiten.
Schritt 1:
Wir ziehen wir den Schlauchüberzug möglichst weit in Richtung der genähten Schlaufe und machen direkt am anderen Randstück einen einfachen Schlaufenknoten, die zweite Schlaufe wird diesmal nicht vernäht.
Schritt 2:
Die Naht, bzw. der Schlaufenknoten wird ebenfalls großzügig mit Schrumpfschlauch gesichert.
In der Praxis:
Der Ablauf des Anleinens sieht nun beim fertigen Seil so aus, dass man die zwei Schlaufen mit einem Karabiner sichern könnte. Da mir das aber widerstrebt, greife ich hier auf eine Schlauftechnik zurück. Dazu legen wir die zwei Schlaufen aneinander, bilden aus dem Seil abermals eine Schlaufe und ziehen diese durch die anderen zwei hindurch. Nun wird das komplette Seil durch diese Schlaufe geführt und alles festgezogen. Der Schrumpfschlauch am Ende des Seils dient zum einfacheren Durchfädeln.
Die richtige Anleintechnik findet ihr hier: Fish-Care: Richtig anleinen
Simon Reimann